Landflucht in Italien: Häuser zu verschenken oder fast geschenkt

 Für die Landflucht gibt es viele Ursachen, u. a. fehlende Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Es ist zu wünschen, dass die verschiedenen Versuche zur Wiederbelebung von alten Dörfern mit historischen Ortsmitten gelingen. Aber auch in größeren Orten werden Leute gesucht, die ihr Geld in Altbauten investieren. Die Zahl historischer Ortsmitten und Altbauten in Italien ist fast unendlich und die Zeit läuft.

 2/2020/rsr/ps. Kostenlos zum Eigenheim – und das in historischer Umgebung. Cammarata auf Sizilien kündigte Ende letzten Jahres an, zwölf leerstehende Häuser im historischen Zentrum der Gemeinde zu verschenken. Voraussetzung: Die zukünftigen Eigentümer hinterlegen eine Kaution von 5000 Euro und verpflichten sich, das Gebäude binnen drei Jahren zu renovieren. Die Stadtväter erhoffen sich eine Belebung des Zentrums. Dort stehen mehr als 100 Gebäude zum Teil seit Jahren leer.

 Programm für die Sanierung und Wiederbevölkerung des Zentrums

 Auf der Internetseite des Dorfes – http://80.88.89.218/cammarata/hh/index.php – findet man „IMMOBILI ABBANDONATI CENTRO STORICO – AVVISO“ (Aufgegebene Immobilien im historischen Zentrum). Der Bürgermeister wirbt bei seinen Bürgern dafür, dass für das bereits von der Verwaltung gestartete Programm für die Sanierung und Wiederbevölkerung des Zentrums durch den freien Verkauf von verlassenen Grundstücken und von Gebäuden in schlechtem Zustand sich deren Eigentümer an das „Städtische Technische Büro“ wenden. Er warnt sogar, dass die Gemeinde im Falle einer Nichtzusammenarbeit nach Ermittlung der verantwortlichen Personen alle Zwangsmaßnahmen für den entschädigungslosen und gesetzlich vorgeschriebenen Erwerb von potenziell sicherheits- und gesundheitsgefährdenden Gebäude ergriffen werden.

 Dies alles bedeutet sehr viel Arbeit für die örtlichen Behörden auch dann, wenn viele Eigentümer zur Zusammenarbeit bereit sein sollten. Denn alle angebotenen Gebäude benötigen ja auch noch neue Eigentümer.

  Auch anderswo: 1 Euro

 Cammarata ist nicht die einzige sizilianische Gemeinde, die durch Immobilienschenkungen ihre Innenstädte wiederbeleben will. Anfang letzten Jahres verkaufte Sambuca in der Provinz Agrigent Häuser für einen Euro, Ende April machte Mussomeli in der Provinz Caltanissetta mit einem solchen Angebot Schlagzeilen. Die Ortschaft Salemi auf Sizilien soll 2008 die erste gewesen sein, die Gebäude für 1 Euro angeboten hat.

 Das spanische Wirtschaftsportal lainformacion.com hat in diesem Februar über 20 italienische Orte in einem Bericht aufgeführt, die unter bestimmten Voraussetzungen Immobilien quasi verschenken (www.lainformacion.com/economia-negocios-y-finanzas/casas-un-euro-pueblos-venta-italia-lista/6542128). Die ersten zehn Orte auf der Liste sind: Tarento (Apulien), Bivona (Sizilien), Bisaccia (Kampanien), Borgomezzavalle (Piemont), Cammarata (Sizilien), Sambuca (Sizilien), Saponara (Messina), Cantiano (Marken), Montresta (Sardinien), Zungoli (Kampanien), wobei weiter hinten auf der Liste auch zwei Dörfer aus der Toskana aufgeführt sind. Man wird also nicht erst im Süden auf Sizilien fündig, falls man eine 1-Euro-Immobiie sucht.

 Eine andere Vorgehensweise hat die Region Molise gewählt. Zuwanderer sollen Geld bekommen, aber dann auch mindestens drei Jahre bleiben und ein Geschäft gründen oder eine Immobilie sanieren.

  Aber die Sanierung kostet

 Bei aller Liebe für historische Ortskerne und ländliche Dörfer sollte auch ein 1-Euro-Kauf sehr gut bedacht sein. Einfache Schönheitsreparaturen werden nicht ausreichen, es muss in der Regel wirklich saniert werden, was Zeit, Geld und Nerven kostet. Wer nicht vor Ort ist und sich nicht in italienischer Sprache verständigen kann, wird es noch schwerer haben.

Immerhin ist man im Gegensatz zu früher über das Internet und die sozialen Medien nicht von der Welt abgeschnitten. So bleibt zu hoffen, dass es doch eine größere Anzahl auch von Ausländern gibt, die bereit sind, sich an die Arbeit zu machen. 

Zurück zu I


 

Damit Sie auf der sicheren Seite sind !
... bei Häusern und Wohnungen in Spanien, Italien und Frankreich.